Portugal

[PT] Positive Einhaltung der Quoten für europäische und unabhängige Werke durch portugiesische Fernsehsender

IRIS 2023-10:1/25

Elsa Costa e Silva

Universidade do Minho

2022 hat die Mehrheit der portugiesischen Rundfunkveranstalter die vorgegebene Sendezeitquote für portugiesische, europäische und unabhängige Werke eingehalten. In dem von der nationalen Medienregulierungsbehörde (ERC) erstellten Jahresbericht wird jedoch darauf hingewiesen, dass der zweite öffentlich-rechtliche Rundfunkveranstalter (RTP2) seinen Verpflichtungen zur Ausstrahlung portugiesischer Werke in 20 % seiner Sendezeit nicht nachgekommen ist. Alle anderen frei empfangbaren Vollprogramme sowie die Pay-TV-Vollprogramme (in erster Linie Informationsdienste) haben ihre Verpflichtungen erfüllt.

Die Quoten wurden 2021 festgelegt, als das Fernsehgesetz, mit dem die überarbeitete AVMD-Richtlinie umgesetzt wurde, in Kraft trat. Die neuen gesetzlichen Bestimmungen sehen vor, dass frei empfangbare Rundfunkveranstalter mindestens 50 % ihrer Sendezeit für Sendungen in portugiesischer Sprache aufwenden müssen, davon mindestens 20 % des Gesamtprogramms für kreative Werke in portugiesischer Sprache (wobei höchstens ein Viertel davon mit Werken aus anderen portugiesischsprachigen Ländern wie Brasilien bestritten werden darf). Die ERC hat jedoch berichtet, dass die meisten Programme auf Werken aus Portugal basieren, mit Ausnahme des frei empfangbaren Senders SIC, der täglich brasilianische Telenovelas ausstrahlt.

Obwohl die linearen Rundfunkveranstalter ihre Quotenverpflichtungen einhalten, hat der Anteil der Sendezeit, der europäischen und unabhängigen Werken vorbehalten ist, allgemein und insbesondere in den letzten beiden Jahren abgenommen. Die deutlichsten Rückgänge bei portugiesischen Werken gab es bei den Pay-TV-Sendern der Unterhaltungssparte eines Rundfunkveranstalters, der auch frei empfangbare Sender ausstrahlt (SIC Mulher und SIC Caras). Außerdem müssen Pay-TV-Sender im Rahmen der Anmeldung bei der Regulierungsbehörde einen Programmgestaltungsentwurf vorlegen und können auf der Grundlage dieses Entwurfs eine Befreiung von der Quotenpflicht beantragen. Spielfilm-Spartensender, die dem Verleiher NOS gehören, haben Programmgestaltungsentwürfe auf der Grundlage nordamerikanischer Filme vorgelegt (einer der Sender heißt Canal Hollywood). Innerhalb der gesamten Sendergruppe ist die Sendezeit für portugiesische und europäische Werke zurückgegangen, wodurch nordamerikanischen Filmen und Serien mehr Raum zur Verfügung steht.

Ein Genre im Pay-TV, das nicht in großem Umfang mit portugiesischen Werken bedient wird, sind Kinder- und Jugendprogramme. Ein Vertriebsunternehmen (DREAMIA, ein Gemeinschaftsunternehmen des portugiesischen Vertriebsnetzes NOS und von AMC Networks International Southern Europe), das Spartensender ausstrahlt, hat die Quotenverpflichtungen in Bezug auf in portugiesischer Sprache produzierte Originalprogramme nicht eingehalten. Zwar wird ein gewisser Anteil der Sendezeit für Sendungen in portugiesischer Sprache verwendet, doch handelt es sich dabei hauptsächlich um Wiederholungen bereits ausgestrahlter Sendungen (nur die ersten fünf Ausstrahlungen werden für die Einhaltung der Quote berücksichtigt). Beim Kinderfernsehsender Panda sank der Gesamtanteil der portugiesischen Originalwerke in den letzten fünf Jahren von 1,9 % auf 0,2 %.

Im Allgemeinen werden die Quotenverpflichtungen in Bezug auf europäische und unabhängige Werke erfüllt (10 % der Sendezeit), 23 der 48 untersuchten Sender erreichen die Quote für neuere unabhängige Werke jedoch nicht, vor allem Spartensender, die Fernsehshows und Filme zeigen (hauptsächlich aus nordamerikanischer Produktion). Außerdem gab es in den letzten fünf Jahren einige negative Trends, wonach der prozentuale Anteil an der Sendezeit mit der Zeit abnahm. Positiv zu vermerken ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunkveranstalter seine Verpflichtungen in Bezug auf unabhängige und europäische Werke in all seinen Sendern erfüllt hat.

Schließlich hat die Medienregulierungsbehörde auch eine positive Entwicklung bei den Video-on-Demand-Diensten in Bezug auf die Aufnahme europäischer Werke festgestellt; fast alle Dienste, die sich an ein portugiesisches Publikum richten, bieten zu 30 % diese Werke in ihren Katalogen an.


Referenzen


Dieser Artikel wurde in IRIS Rechtliche Rundschau der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle veröffentlicht.