Portugal
[PT] Soforthilfe für Film und Fernsehen
IRIS 2020-5:1/11
Helena Sousa
Zentrum für Kommunikations- und Gesellschaftsforschung, Universität Minho
Am 23. März 2010 hat die portugiesische Kulturminsterin Graça Fonseca ein umfassendes Soforthilfeprogramm für den Kunstsektor angekündigt, mit dem auch Film und Fernsehen unterstützt werden sollen. In einer amtlichen Erklärung versicherte Graça Fonseca, dass die allgemeinen Hilfsmaßnahmen für die portugiesische Wirtschaft, die Premierminister Antonio Costa am Tag zuvor angekündigt hatte, sich auf alle Sektoren auswirken würden und dass sie auch den Kultursektor berücksichtigen. Die portugiesische Regierung hat eigens eine Webseite für die Coronahilfe geschaltet, auf der sie die Einzelheiten dieser allgemeinen Maßnahmen erläutert und Fragen zur Anwendung der Hilfen auf den Kultursektor beantwortet. Wenn Kulturschaffende noch weitere Fragen zu dem Hilfsprogramm haben, können sie sich über eine spezielle E-Mail-Adresse (cultura.covid19@mc.gov.pt) an die portugiesische Regierung wenden.
Die Webseite des portugiesischen Kulturministeriums zur Soforthilfe (siehe Referenzen) besteht aus zwei Teilen: einem Teil für die Unterstützung von Künstlern und einem Teil für die Unterstützung von Kunsteinrichtungen und -unternehmen. In beiden Teilen werden Kulturschaffende und Kulturagenten darüber informiert, wie die allgemeinen Hilfsmaßnahmen auf den Kunst- und Kultursektor angewandt werden. Der Teil für die Künstler ist in drei Unterabschnitte aufgeteilt: einer "Linie für die Unterstützung der Kunst" ("Linha de Apoio as Artes") , einem Abschnitt für "Freiberufler und Selbstständige" und einem Abschnitt für "fest angestellte Künstler". Der Teil für die Unterstützung von Einrichtungen und Unternehmen ist in drei unterschiedliche Bereiche aufgeteilt: eine "Linie für die Unterstützung der Kunst", einen Abschnitt für "Verschiebung und Absage von Veranstaltungen" und einen Abschnitt für "transversale Unterstützung". Die Maßnahmen sind überaus breit gefächert und sehr unterschiedlich, sie reichen von Ausgleichszahlungen für stornierte Veranstaltungen bis hin zur Unterstützung für die Betreuung von Kindern unter 12 Jahren, wenn Eltern wegen der Coronakrise zu Hause bleiben müssen. Weitergehende spezifische Maßnahmen für den Film- und Fernsehsektor wurden vom Institut für Film und Fernsehen (Instituto do Cinema e Audiovisual – ICA) angekündigt.
Die Webseite des ICA enthält auch aktuelle Informationen über die neuen Maßnahmen und ein Helpdesk mit Informationen über das Ausfüllen von Anträgen und zur Weiterführung von laufenden Projekten. Nach den Informationen auf der Webseite können die Vertragsbedingungen aller vom ICA geförderten Programme und Projekte verlängert werden. Das ICA hat sich auch bereiterklärt, 50% des Vertragswerts von Filmprojekten vor Beginn der Aufnahmen zu zahlen, selbst wenn noch keine Belege für die Ausgaben vorgelegt werden können. Außerdem hat das ICA die Zugangsbedingungen für die Filmförderprogramme geändert, um die Verfahren zu vereinfachen und um die Produktion und den Vertrieb flexibler zu gestalten. Die neuen Regelungen werden regelmäßig aktualisiert.
Auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen Rádio e Televisão de Portugal (RTP) hat ein Hilfspaket für die Unterstützung unabhängiger audiovisueller Produktionen bereitgestellt. Diese Maßnahmen, so das RTP, sollen eine zusätzliche Anstrengung in Bezug auf jüngste Investitionen in den verschiedenen Arten der unabhängigen Filmproduktion darstellen: Kino, Telefilm, Fiktion, Dokumentation, darstellende Künste, Musik, Theater und Tanz. Die wichtigsten Maßnahmen sind:
• Der Schutz von Hunderten von Verträgen für fest angestellte Mitarbeiter und freie Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen: Unterstützung für Programme, Gestaltung von Sendeformaten, Recherche, Drehbuchautoren, Kommentatoren, Moderatoren usw.
• Schnellere Bezahlung für Produktionen, die bereits fertiggestellt wurden oder demnächst fertiggestellt werden.
• Bessere Zahlungsbedingungen für Kinofilm-, Fiktion- und Dokumentarprojekte, die bereits bewilligt wurden und in Produktion gehen sollen: eine Vorauszahlung in Höhe von 25% zu Beginn der Produktion, 25% zum Abschluss der Produktion und 50% bei Lieferung. Für Musik und darstellende Künste kann sogar ein Vorschuss bis zu 50% gezahlt werden.
• Verstärkte Investitionen in den kommenden Wochen zum Kauf von Programmvorräten von unabhängigen Produzenten und für den Erwerb der Rechte für darstellende Künste - für die Ausstrahlung auf RTP-Kanälen einschließlich der digitalen Plattformen des Senders.
• Start eines Konzertzyklus im Internet, Zusammenarbeit mit Künstlern/Agenten - für die Ausstrahlung auf den digitalen Plattformen des RTP.
• Realisierung einer neuen Ausgabe von Content-Konsultation im April für die Präsentation von Projekten durch Produzenten.
• Schwerpunkt auf portugiesische Produktionen in den Sendern und auf den digitalen Plattformen.
Diese Initiativen können laut RTP verlängert werden, je nach der Lage des Sektors und der allgemeinen wirtschaftlichen Situation. Der portugiesische Medienverband (Confederação Portuguesa dos Meios de Comunicação Social – CPMCS) und die Regierung führen derzeit Gespräche über ein außerordentliches Hilfspaket für Medienunternehmen . Die Verhandlungen sind jedoch nicht öffentlich.
Referenzen
- Web: Medidas Extraordinárias De Apoio Às Artes, Ministério da Cultura
- https://www.culturacovid19.gov.pt/
- Web:bAußerordentliche Maßnahmen zur Unterstützung des Kunstsektors, Kulturministerium
- http://www.culturacovil19.gov.pt/
- RTP launches support package for independent audiovisual production, ICA
- Außerordentliche Maßnahmen zur Unterstützung des Kunstsektors, Kulturministerium
Dieser Artikel wurde in IRIS Rechtliche Rundschau der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle veröffentlicht.