Vereinigtes Königreich
[GB] Sky Movies schränkt Wettbewerb im Pay-TV-Endkundenmarkt nicht ein
IRIS 2012-8:1/28
Tony Prosser
Universität Bristol, Juristische Fakultät
Im August 2010 verwies der britische Kommunikationsregulierer Ofcom die Vergabe und den Erwerb von Abonnements-Pay-TV-Filmrechten und -Paketen an die allgemeine Wettbewerbsbehörde (Competition Commission). Dazu ist er berechtigt, wenn er triftige Gründe für die Annahme hat, dass der Wettbewerb in einem Markt nicht effektiv funktioniert. Die Competition Commission hat sodann zu entscheiden, ob ein Merkmal oder eine Kombination von Merkmalen eines relevanten Marktes den Wettbewerb in Großbritannien einschränkt oder verzerrt.
Die Competition Commission entschied, dass die Stellung von Sky beim Erwerb und Vertrieb von Filmen in der ersten Pay-TV-Verwertungsstufe den Wettbewerb im Pay-TV-Endkundenmarkt nicht negativ beeinflusst. Die Bedeutung von Sky Movies, das die ersten Bezahlfilme aus allen großen Hollywoodstudios anbietet, reiche als Faktor für die Entscheidung der Abonnenten für einen Pay-TV-Anbieter nicht aus, um Sky im Kampf um Pay-TV-Abonnenten einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten zu verschaffen, der dem Wettbewerb schade.
Maßgeblich für das Verdikt waren mehrere Feststellungen der Commission. Erstens legen mehr Verbraucher statt auf neue Filme Wert auf andere Merkmale wie den Zugang zu einem breiten Inhaltsspektrum und den Preis. Zweitens haben sich der Wettbewerb und die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher durch die Einführung neuer und verbesserter Konkurrenzdienste von Netflix und LOVEFILM erweitert. Drittens eröffnet die Einführung von Sky Movies auf Now TV (einem eigenständigen Dienst) Verbrauchern erstmals die Möglichkeit, Sky Movies unabhängig von ihrem Abonnement für andere Pay-TV-Inhalte zu abonnieren.
Die Competition Commission erklärte, der Filmkonsum der Menschen verändere sich, und dies spiegele sich darin wieder, dass neue Dienste verfügbar werden. Sky halte zwar die Rechte an den Filmen aller sechs Hollywood-Majors für die erste Abonnements-Pay-TV-Verwertungsstufe, doch LOVEFILM und Netflix hätten solche Rechte bereits von mehreren anderen Studios erworben, unter anderem für die Twilight-Reihe und "Die Tribute von Panem", sowie die Rechte von vielen der Major-Studios für spätere Pay-TV-Verwertungsstufen. Mit steigenden Abonnentenzahlen würden die Hürden für den Erwerb zusätzlicher Rechte bei ihnen weiter sinken.
Allerdings stellte die Competition Commission fest, dass der Wettbewerb im Pay-TV-Endkundenmarkt insgesamt noch immer ineffektiv sei.
Referenzen
- Competition Commission, ‘Movies on pay-TV market investigation’, 2 August 2012
- http://www.competition-commission.org.uk/assets/competitioncommission/docs/2010/movies-on-pay-tv/main_report.pdf
- Wettbewerbsbehörde, „Movies on pay-TV market investigation“, 2. August 2012
Dieser Artikel wurde in IRIS Rechtliche Rundschau der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle veröffentlicht.